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Bayrisch lernen?

  Tags: Dialect | Speaking | German
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astein
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 Message 1 of 26
01 July 2010 at 4:48pm | IP Logged 
Also, ich bin jetzt in München, und ich würde sehr gern Bayrisch lernen. Zum Glück wohne ich in einem Studienheim, in dem alle Studenten Bayer sind. Als ich gerade angekommen bin, habe ich fast nichts verstehen können. Hier arbeite ich auch, und es war mir viel leichter gefallen, die Leute bei der Arbeit zu verstehen.

Jetzt kann ich ein bissl' begreifen, aber es kommt mir noch sehr schwierig vor, etwas selbst produzieren zu können. Selbst wenn ich einen Satz verstehen würde, würde ich es meistens nicht abspeichern können. Gibt es was zum Bayrischlernen? Ich habe ein paar Websites gefunden, aber sie sind alle kurze Einführungen oder Wörterbücher, und sie taugen nicht besonders gut, wenn ich wirklich sprechen lernen wollte.

Hat dann einer von euch einen Dialekt gelernt, den du am Anfang nicht sprechen konntest? Ich will einfach wissen, was es für Methoden gibt. Irgendwelche Hilfe wird geschätzt werden!

Des Weiteren...wenn ich Fehler gemacht habe, erzählt mir bitte. Ich spreche Deutsch fast ganztägig, aber es gescheht leider selten, dass meine Kollegen mich korrigieren.

Edited by Fasulye on 02 July 2010 at 8:21am

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Doitsujin
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 Message 2 of 26
01 July 2010 at 8:43pm | IP Logged 
Ich habe vor einigen Jahren mal in München gelebt und wie die meisten, die dort hinziehen, Bairisch nur passiv durch Assimilation gelernt. (Da alle Bayern Hochdeutsch verstehen, besteht auch keine Notwendigkeit, Bairisch aktiv zu beherrschen.)
Abgesehen davon hat der bairische Dialekt in vielen Regionen Deutschlands auch nicht gerade ein hohes Prestige.
Zum Lernen kann ich das folgende Buch empfehlen.
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astein
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 Message 3 of 26
01 July 2010 at 9:32pm | IP Logged 
Danke für die Empfehlung. Ich weiß, dass es nicht so praktisch ist, und dass passives
Verständnis doch gut genug wäre. Ich möchte allerdings wirklich mit meinen Mitbewohnern
reden können, ohne dass ich sie etwas zu sprechen zwingen muss, was ihnen so gut wie
eine Fremdsprache sei.

Ich errate, dass Bayrisch ist, im Ganzen und Großen, mehr ein Stil als eine andere
Sprache. Es geht um den Rhythmus und die Aussprache stats des Wortschatzes. Es gibt
aber viele besondere Redewendungen und komische Konjugierungen, die ich lernen muss.
Die Aussprache ist auch richtig schwierig zu beherrschen.

Ich habe noch eine Frage. Ist es schlecht oder gut gesehen, wenn man versucht,
einen Dialekt zu sprechen? Ich meine, ich habe einen sehr kleinen Akzent auf
Hochdeutsch. Wenn wir vermuten würden, dass ich so einen Akzent (relativ wenig) auf
Bayrisch entwickeln könnte, wäre es dann besser, wenn ich den Dialekt spreche? Oder ist
es den Deutschen nicht so gut, wenn man so versucht?

Edited by astein on 01 July 2010 at 9:35pm

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Doitsujin
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 Message 4 of 26
01 July 2010 at 10:23pm | IP Logged 
astein wrote:
Ich möchte allerdings wirklich mit meinen Mitbewohnern
reden können, ohne dass ich sie etwas zu sprechen zwingen muss, was ihnen so gut wie
eine Fremdsprache sei.

Das ist ein lobenswerte Einstellung, aber Du würdest in den USA sicherlich nicht extra einen "Southern Drawl" oder in Großbritannien einen Geordie- oder Cockney-Dialekt lernen, wenn Du in eine Gegend ziehen würdest, in der dieser Dialekt gesprochen wird. Warum solltest Du extra den bairischen Dialekt lernen, wenn es die meisten Deutschen auch nicht machen?
Außer ein paar gängigen Redewendungen wie "Grüß Gott" und "Pfiat di" (=Auf Wiedersehen) brauchst eigentlich nicht viel zu lernen.   

astein wrote:

Ich habe noch eine Frage. Ist es schlecht oder gut gesehen, wenn man versucht,
einen Dialekt zu sprechen?

Ich persönlich finde es eher etwas seltsam, wenn Ausländer absichtlich einen deutschen Dialekt sprechen. Außerdem besteht die Gefahr, dass Deine hochdeutsche Aussprache darunter leidet.

Edited by Doitsujin on 01 July 2010 at 10:26pm

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lingoleng
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 Message 5 of 26
01 July 2010 at 10:55pm | IP Logged 
astein wrote:
Also, ich bin jetzt in München, und ich würde sehr gern Bayrisch lernen. Zum Glück wohne ich in einem Studienheim, in dem alle Studenten Bayer sind. Als ich gerade angekommen bin, habe ich fast nichts verstehen können. Hier arbeite ich auch, und es war mir viel leichter gefallen, die Leute bei der Arbeit zu verstehen.

Jetzt kann ich ein bissl' begreifen, aber es kommt mir noch sehr schwierig vor, etwas selbst produzieren zu können. Selbst wenn ich einen Satz verstehen würde, würde ich es meistens nicht abspeichern können. Gibt es was zum Bayrischlernen? Ich habe ein paar Websites gefunden, aber sie sind alle kurze Einführungen oder Wörterbücher, und sie taugen nicht besonders gut, wenn ich wirklich sprechen lernen wollte.

Hat dann einer von euch einen Dialekt gelernt, den du am Anfang nicht sprechen konntest? Ich will einfach wissen, was es für Methoden gibt. Irgendwelche Hilfe wird geschätzt werden!

Des Weiteren...wenn ich Fehler gemacht habe, erzählt mir bitte. Ich spreche Deutsch fast ganztägig, aber es gescheht leider selten, dass meine Kollegen mich korrigieren.


Der politische Begriff ist Bayern, die Sprache aber Bairisch, mit i.

Die Situation ist recht schwierig: In der Regel gelingt es nicht einmal Deutschen, die in eine andere Dialektregion umziehen, den neuen Dialekt vollständig aktiv und passiv so zu lernen, dass er natürlich wirkt. Auf die Einheimischen wirkt der Zugereiste immer quasi wie ein Parodist, der die eigene Sprache veralbern will. Gerade in Bayern ist man normalerweise auch noch nach zehn Jahren ein gerade angekommener Fremder, wenigstens sprachlich.

Bei Ausländern ist die Lage etwas anders: Ihre Versuche, den einheimischen Dialekt nachzuahmen, wirken zwar auch komisch, also witzig, werden aber mit Heiterkeit und einem gewissen Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Schon die bloße Hoffnung aber, sich in relativ kurzer Zeit ein akzeptables aktives Dialektniveau aneignen zu können muss leider, oder Gott sei Dank, als utopisch gelten.
Es ist aber auch nicht notwendig, Hochdeutsch wird bestens verstanden. Ich würde nicht versuchen, meine Aussprache zu ändern.

Zusätze:
a) Ein wirklich gutes Buch ist die
"Bairische Grammatik"
von Ludwig Merkle, zu finden z.B. hier:
http://www.amazon.de/Bairische-Grammatik-Ludwig-Merkle/dp/38 80341273

Es handelt sich um ein sprachwissenschaftlich seriöses Buch über die durchaus nicht geringfügigen Besonderheiten der bairischen Sprache.

b) Für das passive Hörverständnis gelten die üblichen Empfehlungen: Es dauert eine Weile, bis man sich in den fremden Klang eingehört hat, anfängliche oder auch mittelfristige Schwierigkeiten beim Verständnis der ungefilterten Alltagssprache sind völlig normal.

Edited by lingoleng on 02 July 2010 at 12:36am

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Fasulye
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 Message 6 of 26
02 July 2010 at 7:49am | IP Logged 
Ich habe selber als Kind 3 Jahre in Bayern gewohnt, aber meine Eltern hatten mir verboten, Bayrisch zu sprechen. In der Schule sprachen alle Bayrisch, nur ich durfte es nicht.

Über Lernmaterial für Bayrisch ist mir nichts bekannt, jedoch kann ich über zwei Ausländer berichten, die erfolgreich einen deutschen Dialekt gelernt haben.

1. Liface, ein amerikanischer Student, hat ein You Tube Video auf Schwäbisch gemacht:

http://www.youtube.com/watch?v=nLRhfTtk9wU

2. Der zweite Fall ist Konrad Beikichner, ein Italiener aus Südtirol, hat an der Universität den rheinischen Dialekt als Fremdsprache gelernt. Jetzt lebt er im Rheinland und ist als Kaberettist berühmt geworden. In seinen Kabarettstücken spricht er den rheinischen Dialekt.

Zitat Konrad Beikirchner:

Das nur zum Thema:

"Für einen Bayern sprechen Sie aber gut kölsch".
"Ich bin aus Südtirol"

"Ah ja, wollt ich grad sagen: für einen Österreicher sprechen Sie aber gut kölsch"
"Südtirol ist in Italien"

"Aber noch nicht lang, ne?!"

Also, beide Beispiele zeigen, dass man erfolgreich einen Dialekt als Fremdsprache lernen kann. Ich vermute mal, dass die Bayern das anerkennen werden, wenn man sich soweit integriert, dass man mit ihnen sogar ihren Dialekt spricht.

Fasulye



Edited by Fasulye on 02 July 2010 at 7:56am

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astein
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 Message 7 of 26
02 July 2010 at 8:08am | IP Logged 
Okay dann. Danke für die Hilfe und Empfehlungen. Ich schätze, dass es besser wäre, wenn ich meine Bemühungen auf etwas Anderes konzentrieren würde (zB. Niederländisch oder eine andere Sprache zu lernen). Ich muss aber auf jeden Fall dieses passive Verständnis kriegen; darum werden die Bücher wahrscheinlich eignen.

Ich bin jetzt nur Student, und ich verbringe nur den Sommer in Bayern. Es ist auch dann vielleicht ein bisschen zu früh zu wissen, woran ich eigentlich verschlagen werde. Ich finde es bloß ein bisschen frustrierend. Mein Deutsch ist zumindest gut genug, dass ich hier leben könnte und mich unterhalten kann, und ich weiß, dass ich noch viel lerne. Es ist einfach schwierig, den Fortschritt zu sehen. Ich bin seit vor einem Monat hier, und am Anfang habe ich mich sprunghaft verbessert, aber jetzt geht es etwas langsamer. Ich habe gehofft, dass Bairischlernen mein Deutschlernen anregen könnte.

Im anderen Sinne könnte es quasi gut sein, dass ich mich auf einer Hochebene gefunden habe. Jetzt muss ich nicht so viele Vokabeln abspeichern, kann ich mich mehr auf Literatur und gutes Gespräch konzentrieren. Ich habe noch so viel zu lernen, was alle Deutschen schon gelernt haben...Sandmännchen, Dürer, Baronmünchhausen und noch mehr!

Ich bin ganz neu hier, und es scheint mir, dass dieses Forum ganz cool sein wird!

Und...wie immer, wenn ich was falsch gemacht habe, erzählt mir. In erster Linie meine ich stylistische Fehler bzw. falsche Präpositionen, Redewendungen usw.
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lingoleng
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 Message 8 of 26
02 July 2010 at 1:20pm | IP Logged 
astein wrote:

Und...wie immer, wenn ich was falsch gemacht habe, erzählt mir. In erster Linie meine ich stylistische Fehler bzw. falsche Präpositionen, Redewendungen usw.


Dein Deutsch ist wirklich sehr gut, gratuliere, aber wie gewünscht ein paar Hinweise und Vorschläge:

- "Ich spreche Deutsch fast ganztägig"
Ich spreche Deutsch fast den ganzen Tag; ganztägig ist eher begrenzt anwendbar: Eine ganztägige Berufstätigkeit z.B..

- "Ich errate, dass Bayrisch ist, im Ganzen und Großen, mehr ein Stil als eine andere
   Sprache."
   Wenn Du wirklich "dass" meinst, muss das Verb "ist" wie im Nebensatz üblich ans Ende;
Wenn du "das" meinst, ist es ein Hauptsatz und in Ordnung.

"im Ganzen und Großen"
   geht nur anders herum: Im Großen und Ganzen

- "Ist es schlecht oder gut gesehen, wenn man versucht,..."
   Idiomatisch wäre: Wird es gern gesehen, wenn man...
   Oder: Es wird als gut/schlecht angesehen, wenn man ...

- "Oder ist es den Deutschen nicht so gut, wenn man so versucht?"
   Das ist ziemlich falsch. Vorschlag: Haben/Sehen es die Deutschen nicht so gerne, wenn man es versucht?

- "darum werden die Bücher wahrscheinlich eignen."
Dafür werden sich die Bücher wahrscheinlich eignen/geeignet sein.
Oder ist gemeint: Darum werde ich mir die Bücher wahrscheinlich aneignen? Aneignen kann man sich nur Fähigkeiten, keine Sachen, wahrscheinlich meinst Du das auch nicht.

- "zu wissen, woran ich eigentlich verschlagen werde."
zu wissen, wohin ...es mich ...verschlägt.

- "Ich bin seit vor einem Monat hier"
Ich kam vor einem Monat hierher (->wann?).
Ich bin seit einem Monat hier (wie lange schon?)

- "dass ich mich auf einer Hochebene gefunden habe"
Du meinst das berüchtigte "Plateau" (kann man nicht durch die üblichen Synonyme ersetzen); ich weiß selbst nicht genau, was man damit macht, aber wahrscheinlich "dass ich auf einem Plateau angelangt bin" oder "ein Plateau erreicht habe".

- "wenn ich was falsch gemacht habe, erzählt mir."
Erzählen kann man Geschichten, hier eher: "Sagt es mir, weist mich darauf hin, teilt es mir mit!" o.ä.

- "stylistische Fehler"
   Mode und Werbung reden auch im Deutschen gern von Style und stylisch, aber eigentlich hat man Stil und macht stilistische Fehler.




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