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Um nicht zu ’schriftlich’ zu klingen...

  Tags: Literature | Speaking | German
 Language Learning Forum : Deutsch Post Reply
Largactyl
Diglot
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18 posts - 20 votes
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 Message 1 of 6
16 October 2013 at 2:30am | IP Logged 
Hallo euch alle,

Seitdem ich angefangen habe, Deutsch zu studieren, höre ich ab und zu, dass es zwischen schriftlichen und mündlichen Deutsch einen ziemlich großen Unterschied gibt (mindestens größer als auf Englisch). Aber in letzter Zeit habe ich beim Stammtisch eine Deutsche kennen gelernt, die mir gesagt hat, dass das nicht unbedingt der Fall ist. Ich vermute, dass dieser Unterschied wohl stärker in den älteren literarischen Werken die ich normaleweise lese (Mann, Kafka, Hesse usw.) wäre, aber ich möchte genauer wissen: wie 'schriftlich' würde man eigentlich klingen, wenn man Deutsch benützen würde, das man aus z.B. gegenwärtigen Krimi- oder SciFiromanen gelernt hat?

Vielen Dank,

Stephen

Edited by Largactyl on 16 October 2013 at 2:31am

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Micha
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 Message 2 of 6
27 November 2013 at 8:28pm | IP Logged 
Gar nicht.

Als Jugendlicher wurde mir oft vorgeworfen "gestochen" zu reden, weil es nicht in den Kontext der Situation (Nachts um halb drei auf einer Party) passte. Tatsächlich war es aber einfach die gewohnte Art und Weise in der ich mich ausdrücke. Viele Menschen können nicht damit umgehen, dass sich jemand gewählter - lies: besser - ausdrücken kann als sie selbst und gehen daher in eine kindische Offensive, die an Beleidigung grenzt.

Heutzutage, in einer geschäftlichen Besprechung, ist es der erwartete Umgang mit der Sprache, um überhaupt ernst genommen zu werden.

100% korrektes Deutsch (dass ich mittlerweile selbst nicht mehr beherrsche) kann unmöglich ZU formal klingen, wenn man entspannt damit umgehen kann. Beachte jedoch: "wenn" und "100%"...


Freundliche Grüße aus Frankfurt

Edited by Micha on 27 November 2013 at 8:29pm

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morinkhuur
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 Message 3 of 6
28 November 2013 at 5:31pm | IP Logged 
Es gibt auf jeden Fall Unterschiede zwischen gesprochenem und geschriebenem Deutsch, aber die sind nicht
besonders groß. Es wird auch niemanden stören, wenn du als Nichtmuttersprachler nicht immer den der Situation
angemessenen Ton triffst. Das gehört zu den fortgeschrittensten Fähigkeiten beim Lernen einer Fremdsprache.

Wenn du aus aktuellen Krimis und SciFi-Romanen lernst, dann wirst du überhaupt keine Probleme haben. In vielen
Krimis ist die wörtliche Rede der Charaktere sowieso in Umgangssprache geschrieben. Wenn du von Mann, Kafka
und Hesse lernst dann klingst du vielleicht etwas formell und altmodisch, aber diese drei Autoren schreiben
eigentlich in modernem Hochdeutsch, das heißt die Unterschiede zum heutigen Deutsch sind nicht so groß wie zum
Beispiel bei Goethe, Schiller oder Lessing.

Wenn du mehr Umgangssprache lernen willst, dann solltest du dir vielleicht ein paar deutsche Filme oder
Fernsehserien ansehen (Wobei es meiner Meinung nach nicht besonders viele gute deutsche Fernsehserien gibt).
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Betjeman
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 Message 4 of 6
28 July 2014 at 9:46am | IP Logged 
morinkhuur wrote:
Es gibt auf jeden Fall Unterschiede zwischen gesprochenem und geschriebenem Deutsch,
aber die sind nicht
besonders groß.


Hier möchte ich widersprechen. Der Unterschied zwischen Schriftdeutsch und Alltagsdeutsch ist beträchtlich.
Allerdings hat das Internet dazu geführt, dass Alltagssprache immer öfter ungefiltert verschriftlicht wird. Obwohl
das eine normale und unvermeidliche Entwicklung ist, fände ich es schade, wenn wir auf die vielen Feinheiten des
Schriftdeutschen völlig verzichten müssten. Es gilt immer noch: Gebildete Menschen lassen mehr Schriftdeutsch in
ihre Gespräche einfließen als ungebildete. Fortgeschrittene Lernende sollten immer auch in der Lage sein, einen
etwas "höheren Ton" anzuschlagen.    
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PrinceOrlovsky
Tetraglot
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1 posts - 2 votes
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 Message 5 of 6
21 August 2014 at 11:46pm | IP Logged 
Als Österreicher, der zumindest das Gymnasium in Wien absolviert hat, habe ich diese Unterschiede zwischen gesprochener Sprache und unserer Schriftsprache natürlich immer bemerkt.

Es gibt einige Unterschiede bei der Verwendung von Artikeln, hauptsächlich vor Namen. Der größte Unterschied liegt aber meiner Meinung nach in der Verwendung der Zeiten. Während man mit Sicherheit Sätze wie "Danach ging ich nach Hause" in einem Buch findet, würde man kaum einen Süddeutschen, Luxemburger, Schweizer oder Österreicher finden, der stattdessen nicht "Danach bin ich nach Hause gegangen" sagen würde. Es wird nach meinem Wissen auch in Mittel- und Norddeutschland die Vorvergangenheit viel häufiger in der gesprochenen Sprache verwendet.
Zwei Unterschiede ist durch die Abnützung der Sprache bedingt: In der gesprochenen Sprache wird sowohl der Genetiv, als auch der Konjunktiv immer seltener verwendet. Die letzten beiden Punkte werden zu meinem großen Bedauern immer auffälliger und sind Fehler (teils stilistische, teils grammatikalische), die im gesamten deutschsprachigen Raum zu erkennen sind.
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montmorency
Diglot
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 Message 6 of 6
22 August 2014 at 3:37pm | IP Logged 
Quote:

Während man mit Sicherheit Sätze wie "Danach ging ich nach Hause" in einem Buch findet,
würde man kaum einen Süddeutschen, Luxemburger, Schweizer oder Österreicher finden, der
stattdessen nicht "Danach bin ich nach Hause gegangen" sagen würde. Es wird nach meinem
Wissen auch in Mittel- und Norddeutschland die Vorvergangenheit viel häufiger in der
gesprochenen Sprache verwendet.


So habe ich gehört. Das hat mir jedoch immer etwas überascht, weil, z.B. "ging", "kam",
usw. alle kürzer und einfacher als die alternative Verbform sind .

Edited by montmorency on 22 August 2014 at 3:39pm



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